(Betr)Offenheit?

Keine Ahnung, warum mich das noch enttäuscht: Da haben wir als BISS bereits seit dem allerersten Antrag auf Sondergenehmigung trotz Veränderungssperre auf die hohe Wahrscheinlichkeit hingewiesen, dass es dabei nicht (nur?) um die Interessen der Antragsteller Buchler bzw. GE, sondern um Eckert & Ziegler geht. Wir haben dargelegt, dass wir Verlagerungen von Betriebsteilen fürchten, die den Nachteil ausgleichen sollen, den die Veränderungssperre möglicherweise für EZNs neuen Großauftrag bedeutet – und vielleicht für weitere Aufträge, die schon unter Dach und Fach gebracht worden sind. Und jetzt wird einfach mir nichts, dir nichts in einem Nebensatz aufgedeckt: Wir hatten recht. Gut, man kann Enttäuschung auch als Ent-Täuschung sehen, in dem Fall hätte sie sogar noch ihren Sinn: Ich persönlich traue spätestens jetzt in Bezug auf das Thuner Gelände niemandem mehr, der die Interessen EZNs geschäftlich vertritt, denn niemand von ihnen ist wirklich unabhängig.

Tatsächlich hört sich die augenblickliche Öffentlichkeitsstrategie der Firmen wie verstärkte Bemühung um Transparenz an, jedoch gilt dies höchstens auf den ersten – oder unbedarften – Blick. EZN lädt die Einwohner Thunes und Wendens zu Betriebsbesichtigungen ein (seltsamerweise nicht diejenigen Harxbüttels und schon gar nicht Lagesbüttels, Walles, Bechtsbüttels und aller anderen Orte, in denen Kritiker leben). Dass dabei Jugendliche, Schwangere, Stillende usw. nicht teilnehmen dürfen, kann man wohl tatsächlich als Vorsorgemaßnahme werten, wenngleich eine solche ja normalerweise nicht ohne Grund ausgesprochen wird. Hier besteht grundsätzlich Gefahr, und für Radioaktivität existiert kein Schwellenwert, unterhalb dessen alles harmlos wäre. Zudem hat jetzt GE-Prokurist Günter Schwarzl bekannt gegeben, dass auf seine Anfrage hin EZN die Pläne, die hinter den Sonderanträgen stehen, gegenüber dem Bezirksrat offenlegen werde. Klingt soweit alles ganz gut.

Entscheidend ist m.E. der Zeitpunkt, zu dem hier die Öffentlichkeit eingebunden werden soll, und zwar aus mindestens zwei schwerwiegenden Gründen. Da wäre zum einen der dritte Antrag auf Baugenehmigung trotz Veränderungssperre (das ist der von EZN); der bezweckt nämlich den Bau einer neuen Halle, bei der es sich aber nach Adam Riese eigentlich nur um ebenjene Halle handeln kann, wegen der die Veränderungssperre überhaupt ins Leben gerufen wurde. Da ist Gegenwind aus der Bevölkerung natürlich zu erwarten. Und zum zweiten werden die Anwohner im Zuge der Aufstellung des neuen Bebauungsplanes angehört, sie können ihre Vorstellungen einbringen und gegebenenfalls Kritik üben – ein langwieriger Prozess, und falls EZN tatsächlich schon Aufträge an Land gezogen hat, die nur in der Halle abgearbeitet werden können, kostet jeder zusätzliche Tag gutes Geld.

Daraus folgt: Eckert & Ziegler hat gerade jetzt ein großes Interesse daran, „gut Wetter“ bei der Bevölkerung zu machen, und zwar massiv. Man wirbt per Wurfsendung, um nur ja niemanden zu verpassen, der von seinem Wohnzimmerfenster aus die Container und Schornsteine sieht. Charmant! Oder? Da bekommt man doch direkt Lust, am 13.11. zur B-Plan-Veranstaltung zu gehen und auszurufen: Gebt der Firma ihre Halle, die sind so nett, und ich durfte sogar rein!

Alternativ könnte man aber auch gedanklich zu der Aussicht zurückkehren, dass die Firmen im Bezirksrat die Karten auf den Tisch legen werden, und die Frage stellen: Welche Karten sind das überhaupt? Sie wurden ganz offensichtlich erst unter dem Druck der Umstände ins Spiel gebracht. Und wer unter Zwang steht, ändert doch nicht sein bisheriges Verhalten! Man erinnere sich: Bisher wurde höchstens in homöopathischen Dosen etwas zugegeben, und zwar immer nur das, was ohnehin bekannt oder sehr, sehr wahrscheinlich zu machen war. Deshalb ist meiner Meinung nach in höchstem Maß damit zu rechnen, dass auch diese Pläne nur das unbedingt Notwendige „offenlegen“, und dass man mit dem, was zurecht beunruhigen würde, weiterhin schön hinterm Berg halten wird. Das ist kein Geschenk an die Öffentlichkeit, das ist Schadensbegrenzung.