Enormes Potential auf dem Markt der Atomabfallkonditionierung

In der Ratssitzung am Dienstag machte Peter Rosenbaum (BIBS) einen weiteren interessanten Sachverhalt deutlich: In einer firmen-eigenen Präsentation (Seite 34) wirbt Eckert & Ziegler mit „enormem Potential u.a. auf dem Markt für Abfallkonditionierung“ und bezieht sich dazu auf Angaben des BfS, wonach 58% des zu konditionierenden Abfalls mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung (so wie er für Schacht Konrad vorgesehen ist) aus Kernkraftwerken stammen wird. Hierin sieht EZN also tatsächlich das große Geschäft – nicht in den 0,5% aus medizinischen Bereichen, die man uns Braunschweigern gerne weismachen möchte.

Herr Eckert und die Naturgesetze

Abstandsgesetz.
Quelle: Wikipedia, Urheber: Borb.

In einem BZ-Artikel vom 12. Dezember wird Herr Dr. Eckert wie folgt zitiert:

In Luft halbiert sich etwa Gammastrahlung alle drei Meter. Wenn wir den Zaun […] 50 Meter verlegen, reduzieren sich die Werte sofort auf ein Fünfundsechzigtausendstel.

Er behauptet also, die Strahlungsintensität hängt vom Abstand r mit dem Faktor \frac{1}{2^{\frac{r}{3 m}}} ab. Leider liegt er da nicht ganz richtig.

Dafür dass die Strahlungsintensität mit zunehmender Entfernung abnimmt, fallen mir zwei physikalische Gesetzmäßigkeiten ein: Absorption und das sog. Abstandsgesetz. Lediglich die Absorption führt zu einer Halbierung je Länge. Diese Länge, die sog. Halbwertsdicke, beträgt für Gammastrahlen in Luft (bei typischen Annahmen von Energieniveau, Temperatur und Dichte) allerdings nicht 3 Meter sondern rund 100 Meter.

Die Abnahme aufgrund des Abstandsgesetzes ist hingegen durch einen Faktor \frac{1}{r^2} bestimmt, also nicht 2^{xr} sondern r^2 im Nenner obiger Formel. Ein kleiner aber entscheidender Unterschied. Nur ein Versehen?

Für genauere Berechnungen sind mindestens exakte Kenntnisse über Arten und Orte der Strahlungsquellen erforderlich. Aber auch hier spielt Eckert & Ziegler bekanntlich mit verdeckten Karten. Außerdem sollten sich Fachleute mit dem Thema befassen. Ich erreiche mit diesen Überlegungen die Grenzen meiner derzeitigen Fähigkeiten. Herr Eckert offensichtlich ebenfalls.

Das Ergebnis ist . . .

Mal kurz zusammengefasst:

  • wir konnten mehr als 4000 Unterschriften an die Bürgermeisterin Frau Rohse-Paul übergeben. Weitere 300-400 Unterschriften konnten nicht mehr abgeholt werden. Es gab den Vorschlag, weiter einzusammeln und damit das Thema „Keine Atommüllverarbeitung und -Lagerung in Braunschweig“ mit vielen Braunschweigern weiter diskutieren zu können. Anwesend bei der Übergabe um 16 Uhr waren etwa 20 Kinder und 30 Erwachsene und 60 gelbe Luftballons, die zuvor liebevoll bemalt worden waren.
  • die SPD hat sich mit den Grünen, der BIBS, den Linken und Piraten darauf geeinigt, dass die SPD diesen Antrag einbringt:
    • Bebauungsplanänderung, dass heißt: keine Baugenehmigungen bis der Bebauungsplan neu geregelt wurde.
    • Vorbereitung einer Veränderungssperre für die Ratssitzung am 28.Februar, dass heißt: Verlängerung der Zeit, in der keine Baugenehmigung erteilt werden darf.
    • Experten-Hearing, dass heißt: alle Beteiligten (GAA, BfS, NLWKN, EZN, BISS, weitere Experten) sollen den Rat der Stadt in einer öffentlichen Anhörung davon überzeugen, was gut für Braunschweig ist.
    • Formaler Punkt, damit sichergestellt ist, dass die Entscheidung zum Bebauungsplan auch wirklich satzungstechnisch korrekt durchgeführt wurde (der Rat „zieht die Angelegenheit an sich“).
  • Die CDU hat die Punkte 2-4 mitgetragen. Allerdings wollten sie die Bebauungsplanänderung nicht beschließen. Das heißt, hier wäre dann eine Hintertür offen geblieben: In der Zeit bis zur nächsten Ratssitzung bis zum 28.Februar hätte EZN die Bauunterlagen einreichen können und damit den Bauantrag unangreifbar machen können.
  • Die Tribüne war ab 17:30 Uhr mit etwa 50 Erwachsenen und den dazu gehörenden Kindern gefüllt; viele davon waren bereits seit 14 Uhr anwesend. Der Rat hat allen Eltern und deren Kindern den Gefallen getan und den Punkt 42 mit den uns interessierenden Anträgen auf 19 Uhr vorgezogen.
  • Schließlich wurde dann der komplette Antrag der SPD unter unserem Beifall – mit wehenden gelben Luftballons – und dem der Ratsmitglieder beschlossen. Damit haben wir nun die Zeit gewonnen, die nötig ist, damit der Rat der Stadt sich ein Bild machen und hoffentlich die aus unserer Sicht richtigen Schlüsse ziehen kann.
  • Es wurden 3 Bürgerfragen der BISS an den Rat gestellt.
    • Wie geht der Rat der Stadt mit der Gefährdung um, die durch den Flugzeugverkehr über EZN entsteht? Eventuell Einrichtung einer Flugverbotszone?
      Antwort: Das liegt nicht bei der Stadt, sondern beim Bundesverkehrsministerium
    • Warum kauft die Stadt gerade jetzt einen mobilen Dekontaminations-Container?
      Antwort: dieser Container sei nicht nur für radioaktive Unfälle, sondern auch für chemische Unfälle einsetzbar und es würden bereits seit drei Jahren jeweils 700.000 Euro jährlich zurückgelegt, um diesen Container nun bestellen zu können.
    • Eigentlich muss der Oberbürgermeister an der Bürgerfragestunde teilnehmen, weil diese Fragestunde zur Ratssitzung gehört. Warum nimmt der OB meist nicht daran teil und wie gedenkt der Rat damit umzugehen?
      Antwort: Auch ohne den OB wurden immer alle Fragen der Bürger durch die anwesenden Experten der Stadtverwaltung beantwortet.

Wer nicht anwesend sein konnte, kann vielleicht, wie heute schon geschehen, beim nächsten Mal am PC mithören. Der Piratensender http://www.piraten-radio.net/ hat die Ratssitzung live bis 22:23 Uhr übertragen. Protokolle zum Nachlesen findet man beispielsweise bei den Piraten oder der BiBS-Fraktion.

 

Eltern und Kinder protestierten im Rathaus

Die heutige Sitzung des Rates der Stadt Braunschweig war ungewöhnlich gut besucht: Nachdem der entsprechende Tagesordnungspunkt angesichts der vielen anwesenden Kinder ausnahmsweise vorgezogen worden war, konnte gegen die Verzögerungstaktik von CDU-Ratsherr Manlik der erhoffte Beschluss gefasst werden. Er umfasst auch ein geplantes „Experten-Hearing“. In wesentlichen Punkten berichtet die BZ hiervon bereits heute Abend online und vermutlich morgen in der Printausgabe.

BZ verursacht Verwirrung. Ratssitzung behält Dringlichkeit!

Nicht irritieren lassen: Trotz des verwirrenden Titels „Eckert & Ziegler – keine Entscheidung über Veränderungssperre“ in der heutigen BZ-online wird (so erwähnt es auch der Bericht) über existentiell Wichtiges entschieden. Nämlich darüber, ob für das Industriegebiet in Thune neue Bebauungspläne aufgestellt werden.

Der Grund dafür ist, dass ein Beschluss über eine Veränderungssperre möglicherweise rechtlich nicht in derselben Sitzung gefasst werden darf, in der über die Bebauungspläne entschieden wird. Das bedeutet aber nicht, dass die Veränderungssperre nicht beantragt werden wird! Nur eben später. Aber auch die Entscheidung über die Bebauungspläne ist für die Bürger zentral, denn sie schafft zeitlichen Aufschub für bis zu 12 Monate.

Es bleibt also dabei: Wir sollten möglichst zahlreich dort erscheinen, um den Rat zu unterstützen. Wer kann, kommt um 14 Uhr; der EZN-relevante Tagesordnungspunkt wird aber voraussichtlich nicht vor 17:30 besprochen werden (ohne Gewähr), deshalb 17:30 Uhr Treffen vor dem Großen Sitzungssaal für alle, die später dazustoßen – es gibt gelbe Ballons in Anlehnung an das japanische Anti-Atomkraft-Symbol, um dem Rat zu zeigen, wer wegen Eckert & Ziegler im Saal sitzt.

Die Übergabe der über 3500 Unterschriften erfolgt in der ersten großen Sitzungspause gegen 16 Uhr an Frau Bürgermeisterin Rohse-Paul.